Kapitel 28 - Proviant

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Der Rauch der Zigarre tanzte im schwachen, flackernden Licht der alten Lampe, als wäre er ein geisterhafter Besucher, der einen Moment verweilte, bevor er in der Dunkelheit verschwand. Aus der Jukebox der Bar "Demon Deed" dröhnte "Poison Heart" von den Ramones, als wäre der Song eigens für diesen Ort geschrieben worden. Hier trafen sich nur die Verlorenen, die Vergessenen und die, die nichts mehr zu verlieren hatten. Der Boden knirschte unter schweren Stiefeln und die Schatten der Gäste tanzten auf den abgenutzten Wänden. Therion war ein bekannter Gast in der Stadt, nicht willkommen, aber geduldet.

Der Staub lag wie eine zweite Haut auf den Möbeln, ein stiller Zeuge dafür, dass sich hier niemand um Banalitäten wie Sauberkeit kümmerte. Die Tische waren zerkratzt, die Hocker wackelig, und doch schien sich niemand darum zu kümmern. Therion sah den Barkeeper an, ein stummer Befehl in seinen Augen. Wortlos deutete er auf das Glas vor ihm, das bereits von unsichtbaren Tropfrändern gezeichnet war, als hätte es die Geschichte all derer aufgesogen, die vor ihm gesessen hatten. Der Barmann seufzte kaum hörbar, griff unter den Tresen und holte den billigsten Fusel hervor, den dieser Schuppen zu bieten hatte. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit glitt zäh ins Glas.

Hinter dem Tresen flimmerte ein alter Fernseher, auf dem die WNN-Nachrichten liefen. Ein Reporter berichtete hastig von neuen Unruhen in Rynstadt. Therion verzog keine Miene. Er wusste es schon lange. Er hatte jahrelang für Citadel gearbeitet, jene Organisation, die nach dem Dritten Weltkrieg das Ruhrgebiet und das Rheinland unter dem Namen Rynstadt zusammengeführt hatte. Ein gescheiterter Versuch, Ordnung zu schaffen in einer Welt, die nicht mehr an Ordnung glaubte. Frieden war eine Illusion geblieben, denn viele Menschen wollten unabhängig sein, nicht Teil des Reiches, nicht Teil einer neuen alten Welt. Doch für Therion zählten Ideale wenig. Die Zitadelle zahlte gut, und nur das zählte für ihn. Sie waren keine Heiligen, aber sie sammelten Artefakte und investierten in die Unternehmen von Rynstadt. Die Union war das eigentliche Problem. Eine Bewegung, ein Konglomerat aus Nationalisten und konservativen Hardlinern, die sich an überholte Werte klammerten, als könnten sie die Welt in eine Zeit zurückzwingen, die es nicht mehr gab. Ihre Parolen klangen hohl in Therions Ohren, leere Worte, die mit Blut in die Straßen von Rynstadt geschrieben worden waren. Sie hielten sich ernsthaft für weise. Er nahm sein Glas, betrachtete die zähe Flüssigkeit darin und lächelte.

"Auf die nächste Runde", murmelte er und stürzte den Fusel hinunter. Das Brennen in seiner Kehle war vertraut, fast tröstlich. Der Geschmack des billigen Alkohols vermischte sich mit dem bitteren Aroma seiner Zigarre. "Weisheit", flüsterte er leise, "dass ich nicht lache." Er griff nach seiner Zigarre, die ohne Aschenbecher auf dem Tresen lag, und nahm einen tiefen Zug. Therion saß mit gesenktem Kopf an der Bar und starrte auf das halbvolle Schnapsglas vor ihm.

Ein Mann ließ sich schwer auf den Hocker neben ihm fallen. Ohne ein Wort zu sagen, hob er die Hand und deutete mit zwei Fingern auf Therions Schnaps. Der Barkeeper verstand und schob ihm das Glas hin. Der Mann nahm einen tiefen Schluck, verzog das Gesicht und schüttelte sich, als hätte er in verdorbenes Fleisch gebissen.

„Wie kannst du so einen Dreck trinken?“ Er warf dem Barmann einen missbilligenden Blick zu. „Gib mir das Beste, was du hast.“

Der Barkeeper drehte sich wortlos um, ließ seinen Blick über die Regale mit den Spirituosen schweifen und griff schließlich nach einer verstaubten Flasche Whisky. Die dicke Staubschicht erweckte den Eindruck, als hätte die Flasche schon hier gestanden, seit die ersten europäischen Siedler ihre Fahnen in diesen Boden gerammt hatten.

Der Mann betrachtete die Flasche kurz, dann hob er zwei Finger wie einen wortlosen Befehl. Zwei Gläser klirrten auf dem Tresen. Er schob eines der gefüllten Kristallgläser über den Tresen zu Therion.

„Robert, einfach nein.“ Therion rührte das Glas nicht an.

Robert lächelte und lehnte sich entspannt zurück. „Ich habe deine Probleme mit Citadel gelöst. Ein paar Drohungen hier, ein paar geflüsterte Worte da, und alles ist erledigt.“

Therion hob langsam sein Glas, ließ den Whisky im Licht kreisen und trank einen kleinen Schluck. „Soso.“

Robert sprach ungerührt weiter, als wäre er sein eigener Erzähler.

„Hajar ist in Sicherheit. Er forscht für uns.“

Therion schnaubte leise, ein gespenstisches Lächeln zuckte um seine Lippen. „Hast du auch einen perfekten Rückzugsplan für mich ausgearbeitet? Oder gleich eine Lösung, wie wir alle Totzonen wieder bewohnbar machen? Ich bin, falls es dir entgangen sein sollte, eines der Probleme, die ihr bekämpft.“

Robert griff in die Innentasche seiner Jacke und holte zwei kleine Metalltoken hervor, die er mit einem leisen Klacken auf den Tresen legte.

„Wir wollen deine Fähigkeiten, um größere Probleme zu bekämpfen.“ Seine Stimme klang nun ernster. „Das sind Datentoken. Man kann sie nicht in ein Synect einlesen. Nur wenige können sie durch Berührung entschlüsseln. Sie sind auf dich programmiert.“

Therion musterte die Token mit zusammengekniffenen Augen, dann legte er einen Finger auf den ersten. Eine holografische Projektion leuchtete kurz auf.

„Orion“, murmelte er mit einem amüsierten Unterton. „Der alte Sack, der sich für einen Superhelden hält. Komisch, nicht wahr? Seit zig Jahren unterwegs und nichts hat sich geändert. Aber wen wundert’s? Er ist ein verdammter alter Mann mit Pfeil und Bogen.“

Er aktivierte den zweiten Chip. Wieder flackerte ein Bild in der Luft.

„Redcoat.“ Er lachte trocken. „Das süße Kätzchen. Ein roter Panther. Der Kerl ist seit Wochen verschwunden, nachdem er in Monteiro Ärger gemacht hat. Starker Anzug, aber offensichtlich erfolglos.“

Robert nickte gelassen. „Ja. Und ich will die beiden rekrutieren. Und du wirst mir dabei helfen. Redcoat sitzt in San Arenisca im Gefängnis der Sektion Shield. Nicht offiziell, sie haben ihn einfach weggesperrt. Du und Orion werdet ihn da rausholen. Und auf dem Rückweg kannst du Hajar besuchen.“

Therion atmete langsam aus, fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und massierte seine Schläfen.

„Warum sollte ich das tun?“

Robert erhob sich und schob den Hocker knirschend zurück. „Weil du sonst nie aus Citadel herauskommst. Ich bin deine Chance.“




Therion seufzte, schob das leere Glas über den Tresen und nickte dem Barkeeper zu. „Der reiche Sack bezahlt das hier.“

Robert grinste nur, streckte den Arm aus und hielt sein Synect an den Scanner der Bar. Ein kurzes Piepen bestätigte die Bezahlung für den ganzen Abend.

„Los jetzt! Dein Fahrer wartet draußen auf dich. Während der Fahrt kannst du ausnüchtern.“

Therion atmete noch einmal tief durch, dann nahm er den letzten Shot, leerte ihn in einem Zug und stellte das Glas mit einem leisen Klirren auf den Tresen.

„Gib mir die Flasche.“

Der Barmann zögerte, aber Roberts zustimmendes Nicken ließ ihn nachgeben. Therion griff nach dem Flaschenhals, hielt die Whiskyflasche grinsend neben sein Gesicht und klopfte Robert freundschaftlich auf die Schulter: „Proviant.“

Dann schob er sich an ihm vorbei und ging nach draußen.

Therion drückte gegen die schwere Metalltür, die sich mit einem dumpfen Quietschen öffnete. Sofort schlug ihm der kühle Nieselregen entgegen, der sich wie ein feiner Schleier über seine Kleidung legte und ihm in den Nacken kroch. Mit missmutigem Blick trat er hinaus, seine Stiefel platschten auf dem nassen Asphalt.

Vor ihm stand sein Gefährt für diese Reise, ein kantiger, verbeulter Geländewagen, altmodisch, an den Radkästen verrostet, mit zerkratzten Scheiben und einer gesprungenen Stoßstange. Kein Skidcar, kein modernes Hightech-Fahrzeug, sondern eine Maschine aus vergangenen Zeiten, schwerfällig und roh. Eine Zeitkapsel auf vier Rädern.

Er umrundete die Motorhaube, seine Hand strich kurz über die raue, regennasse Oberfläche. Als er die Beifahrertür öffnete, empfing ihn ein langgezogenes, metallisches Quietschen, das sich wie ein Schrei gegen den Regen stemmte. Seufzend ließ er sich in den Wagen sinken. Der Innenraum roch nach feuchtem Stoff, altem Leder und einem Hauch von Öl.

„Wohin fährt die Zeitmaschine?“

Therion blinzelte und wandte den Kopf. Auf dem Fahrersitz saß ein junger Mann mit langen blonden Locken, einer großen Nerd-Brille und einem breiten Grinsen im Gesicht. Seine Augen strahlten vor Begeisterung, als wäre diese Fahrt für ihn das größte Abenteuer seines Lebens.

„Haben Sie einen nassen Hund dabei?“

Der junge Mann lachte über seinen eigenen Scherz, doch sein Lachen klang unsicher, als er auf Therions regennassen Mantel deutete. Die Antwort war ein kalter, abweisender Blick. Er zuckte unmerklich zusammen, sein Lächeln wurde vorsichtiger.

„Ich bin ein großer Fan von Ihnen“, sagte er schließlich etwas leiser. „Übrigens, da, wo wir hinfahren, gibt es keine Vigorgel. Deshalb ein altes Auto. Mein Name ist Jonah Carina. Ich bin Wards Assistent.“

Therion schwieg. Stattdessen stellte er die fast leere Flasche auf den wackeligen Becherhalter und schluckte laut. Dann lehnte er sich zurück, verschränkte die Arme und schloss für einen Moment die Augen.

„Mit einem Welpen ...“, murmelte er schließlich. „Das wird eine lange Fahrt.“

Jonah drehte den Zündschlüssel, und der alte Motor erwachte mit einem tiefen Grollen zum Leben. Während die Scheibenwischer mühsam versuchten, die Tropfen von der Scheibe zu schieben, griff Jonah nach einem kleinen, altmodischen Smartdevice, das mit einer provisorischen Halterung am Armaturenbrett befestigt war.

"Ich glaube, ich habe etwas für Ihre Zeitmaschine", sagte er grinsend, tippte auf den Bildschirm und kurz darauf erklangen die ersten poppigen Klänge von Knox' Time Machine aus den knisternden Lautsprechern.

Langsam öffnete Therion die Augen. Der fröhliche Rhythmus drehte ihm den Magen um. „Zum Kotzen“, murmelte er.

Draußen im Nieselregen stand Robert Ward unter einer Straßenlaterne und grinste ihn an. Ein wissendes, fast amüsiertes Lächeln, als wüsste er genau, was Therion bevorstand.

Therion erwiderte den Blick mit einem missmutigen Kopfschütteln.

Dann setzten sie sich in Bewegung.

Die Stadt glitt verschwommen an ihnen vorbei, zuerst die belebten Straßen des Zentrums mit ihren leuchtenden Hologramm-Werbetafeln, dann die Außenbezirke, in denen sich die Gebäude verloren und die Straßen breiter und leerer wurden. Und schließlich die Vororte, die kaum mehr als verlassene Siedlungen waren, durchzogen von alten Strommasten und überwucherten Gärten.


Jonah saß kerzengerade hinter dem Lenkrad, den Kopf nach vorne gebeugt, um durch die regennassen Scheiben genug sehen zu können. Seine Finger tippten im Takt der Musik gegen das Lenkrad, sein Kopf wippte mit und er summte leise mit.

Therion schloss wieder die Augen. Ein Fiebertraum, und er war mittendrin.

Plötzlich überflutete gleißendes Licht die Straße, als sich eine Gruppe von Menschen um ein liegengebliebenes Skidcar versammelte. Ihre Schatten tanzten im Schein der Straßenbeleuchtung, ihre Bewegungen hektisch, als warteten sie auf etwas.

„Weiterfahren“, sagte Therion sofort.

Jonah runzelte die Stirn. „Die sehen aus, als bräuchten sie Hilfe.“

„Wir haben keine Zeit für Samariteraktionen. Die Reise dauert etwa fünfzig Stunden, einmal von Osten nach Westen. Jede Verzögerung kostet uns Zeit.“

Jonah bremste dennoch leicht ab, sein Blick blieb an den Gestalten hängen. Doch dann geschah es. Plötzlich rissen sie die Arme hoch - Gewehre! Ohne Vorwarnung zuckten grelle Energiegeschosse durch die Nacht, schrammten an der Karosserie entlang und hinterließen kleine Funkenexplosionen.

„Fahr, verdammt!“, schrie Therion, seine Hand umklammerte bereits das Armaturenbrett, als wolle er sich festhalten.

Jonah zögerte keine Sekunde. Er trat das Pedal durch, und der Motor heulte auf wie ein aufgescheuchtes Tier. Die Räuber rissen die Augen auf und warfen sich in Panik zur Seite, als der Wagen mit rasender Geschwindigkeit auf sie zuraste. Ein Schuss löste sich im Fallen, ein glühendes Geschoss traf den rechten Außenspiegel, der mit lautem Krachen zersplitterte. Glassplitter flogen durch die Luft und zerschellten auf dem Asphalt.

Das Fahrzeug raste weiter. Der Puls der beiden Männer hämmerte in ihren Ohren, und für einen Moment sprach keiner von ihnen ein Wort. Nur das Dröhnen des Motors erfüllte die Stille.

Erst als sie sicher außer Reichweite waren, stieß Jonah den Atem aus. „Verdammt, das war knapp.“

Therion lehnte sich in seinem Sitz zurück und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. „Genau deshalb sagte ich: Nicht anhalten.“

Jonah schnaubte, die Finger noch immer um das Lenkrad gekrallt. „Und wenn es wirklich jemand war, der Hilfe brauchte?“

Therion drehte langsam den Kopf und sah ihn an. „Dann wären wir jetzt tot.“

Kurz darauf erreichten sie eines der massiven Tore. Die schweren Metallverstrebungen ragten bedrohlich in den Himmel, als wollten sie den Eintritt in eine andere Welt verwehren. Langsam fuhren sie vor, hielten an und stiegen aus. Ein kalter Wind wehte durch das Schleusengebäude, das von den Männern der Section Shield bewacht wurde. Ihre gepanzerten Uniformen reflektierten das trübe Licht der Straßenlaternen.

Die Eingangshalle war trist und heruntergekommen. Bröckelnder Putz hing von den Wänden, der Boden war mit tiefen Kratzern übersät. Ein leises Summen lag in der Luft, verursacht von den hochmodernen Überwachungssystemen. Rechts befand sich eine Glasscheibe, hinter der ein mürrisch dreinblickender Mitarbeiter saß. Seine graue Uniform war akkurat gebügelt, aber seine Haltung war von endloser Monotonie.

"Geben Sie Ihre Waffen hier ab", sagte er mit ausdrucksloser Stimme.

Therion trat vor und legte seinen Revolver ohne zu zögern in das dafür vorgesehene Fach. Der Beamte registrierte es mit einem müden Blick und tippte eine Bestätigung in sein Terminal. Jonah hingegen stand regungslos da.

"Du hast nicht einmal eine Waffe?", raunte Therion ihm zu. Jonah zuckte nur mit den Achseln. "Wir gehen in die gefährlichsten Gebiete auf Terra." "Nein. Ich habe dich", antwortete Jonah ruhig und drehte sich um. Therion schnaubte amüsiert.

Sie wurden in einen anderen Raum geführt, in dem bereits ein hochrangiger General der Sektion Schild auf sie wartete. Der Mann saß hinter einem massiven Metalltisch, sein Gesicht so ausdruckslos wie eine steinerne Statue. Jonah setzte sich und reichte ihm die Papiere. Wortlos nahm der General den Datenstick entgegen und steckte ihn in die Schnittstelle seines Terminals. Ein holografischer Bildschirm leuchtete auf und projizierte ein DIN A4 großes Dokument mit allen Informationen, die sie für ihre Mission benötigten.

Mit stoischer Ruhe überflog der General die Daten. Kein Zucken der Mundwinkel, kein Anzeichen von Überraschung oder Missfallen. Schließlich nickte er kaum merklich, schob das Hologramm zur Seite und schaltete das System aus.

"Alles in Ordnung. Vielen Dank für Ihre Kooperation. Einen schönen Tag noch."

Jonah nickte, stand auf und verließ den Raum. Therion folgte ihm hinaus, doch kaum hatten sie den Ausgang erreicht, trat einer der Soldaten vor sie. "Sie kommen mit mir mit.", sagte er mit einem vielsagenden Blick in Richtung Jonah. "Ich glaube nicht, dass Sie unbewaffnet sind."

Er packte Jonah am Arm und zog ihn zur Seite. Therion lachte leise, zuckte mit den Schultern und griff wieder nach seinem Revolver. Ohne Probleme bekam er ihn zurück. Mit einer geübten Bewegung steckte er ihn ins Halfter, drehte sich um und trat auf den Vorplatz hinaus.

Dort stand eine alte, zerschlissene Bank. Der Regen fiel in dicken, silbernen Fäden herab, und die tiefstehende Sonne ließ die Tropfen wie kleine Kristalle glitzern. Therion setzte sich, zog eine Zigarre heraus und zündete sie mit einem einzigen Streichholz an. Der Rauch kräuselte sich in der feuchten Luft, während die Zeit langsam verging. Der Alkohol in seinem Blut begann zu schwinden, und sein Verstand wurde wieder klarer.

Die Sonne war etwa vierzehn Grad weiter gewandert, als Jonah endlich aus dem Gebäude trat. Sein Gesicht war blass, die Schultern leicht hängend. Er wirkte erschöpft, als hätte ihn das Gespräch oder die Prozedur drinnen mehr Kraft gekostet, als er erwartet hatte.

"Lass uns gehen", sagte er tonlos. Der gewohnte Humor war aus seiner Stimme verschwunden.

Therion erhob sich lächelnd. "Kannst du dir jetzt den Termin beim Urologen sparen?"

Jonah verzog keine Miene, sah ihn nur genervt an und stieg in den Wagen. Therion folgte ihm, warf ihm einen kurzen Blick zu, während der Motor aufheulte. Jonah starrte stumm vor sich hin, als sich das riesige Tor langsam öffnete. Ein lautes Rumpeln begleitete den Mechanismus, bevor die Schranke ganz nach oben fuhr.

Sie fuhren los. Die Straße führte sie hinaus in die Deadzone im Nordosten der Vereinigten Republik. Dichte, endlose Wälder erstreckten sich vor ihnen, und bald verwandelte sich die asphaltierte Straße in einen schmalen, ausgetretenen Pfad. Die tiefgrünen Baumkronen wiegten sich sanft im Wind, während gelegentliche Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach drangen.

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