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Dichter Nebel lag über dem Hafengebiet. Das Hafengebiet erstreckte sich weitläufig entlang des East River, übersät mit verlassenen Lagerhäusern, verrosteten Kränen und einer schier endlosen Reihe von Frachtcontainern. Die altehrwürdigen Docks wirkten verlassen und unheimlich, doch die Stille war trügerisch. Hier und da flackerten Lichter, Wachen patrouillierten in regelmäßigen Abständen, Überwachungskameras suchten die Dunkelheit nach Eindringlingen ab. Da stand Nitechore im roten Scheinwerferlicht. Er trug eine grau-schwarze mechanische Rüstung. Der Helm hatte kleine Hörner, die etwas Dämonisches hatten. Die Augen leuchteten rot und der Körper war mit roten Details in Forms eines V, welches er für Frieden ausgewählt hatte, verziert. Nitechores Ziel war ein schwer bewachtes Lagerhaus am Ende des Kais, das von einem hohen Stacheldrahtzaun umgeben war.
Nitechore näherte sich dem Lagerhaus aus dem Schatten, seine Bewegungen waren geschmeidig und lautlos. Sein Anzug verschmolz fast perfekt mit der Dunkelheit im schwachen Licht der Straßenlaternen. Mit präzisen Bewegungen aktivierte er die Greifvorrichtung an seinem Handgelenk. Ein leises Surren ertönte, als der Haken blitzschnell in die Höhe schoss und sich sicher an der oberen Kante des Zauns verfing. In einer fließenden Bewegung zog sich Nitechore nach oben, seine Muskeln spielten mühelos unter dem massiven, aber widerstandsfähigen Anzug. Oben angekommen, verharrte er einen Moment, musterte die Umgebung mit scharfem Blick und ließ sich dann auf der anderen Seite des Zauns lautlos zu Boden gleiten.
Das Gelände war ein wahres Labyrinth aus Kisten, Containern und schweren Maschinen. Der Geruch von Salz und Öl lag in der Luft, das entfernte Rauschen des Wassers mischte sich mit dem gelegentlichen Brummen eines Generators. Die Patrouillen der Wachen folgten einem strengen Zeitplan, den der Eindringling genau studiert hatte. Wie ein Schatten bewegte er sich durch das Gelände, sein Anzug dämpfte seine Schritte und machte ihn für die menschlichen Sinne unsichtbar.
Plötzlich blieb er stehen und duckte sich hinter einer Reihe von Frachtcontainern, während zwei Wachen in der Nähe miteinander sprachen. Er atmete ruhig und kontrolliert, seine Hand glitt zu dem Gerät an seinem Handgelenk. Ein kleiner Knopf wird gedrückt, ein winziges Projektil löst sich lautlos und schießt in Richtung der Wachen. Ein leises Zischen folgte, eine dichte Rauchwolke breitete sich aus, die Männer husteten und rieben sich die Augen. Nitechore nutzte die Verwirrung und schlich an ihnen vorbei. Er hörte nur, wie sie eifrig nach einem Leck in den Containern suchten, um die Rauchwolke zu erklären.
Schließlich erreichte er sein Ziel, eine massive Lagerhalle, deren Türen von zwei weiteren Wachen umstellt waren. Nitechore duckte sich hinter eine Kiste und zog ein weiteres Projektil aus seinem Handgelenkgerät. Mit einer fließenden Bewegung schickte er es in Richtung der Wachen. Ein leises Klicken und eine bläuliche Entladung folgten, als beide Männer gleichzeitig von einem elektrischen Schlag getroffen zu Boden sanken.
Mit zielstrebigen Schritten näherte sich Nitechore dem Tor, suchte den Eingang nach weiteren Fallen oder Sicherheitssystemen ab und deaktivierte diese mit einem der Elektroprojektile, das er gegen das Tor drückte und das sich daraufhin aktivierte. Lautlos öffnete sich das Tor.
Das Lagerhaus selbst war ein riesiger Raum, gefüllt mit Regalreihen, Kisten und einer Vielzahl technischer Geräte. Lautlos bewegte sich der maskierte Eindringling durch das weitläufige Lager, immer darauf bedacht, im Schatten zu bleiben. Ständig suchten seine Augen die Umgebung ab, während er sich auf sein Ziel konzentrierte: das Büro am anderen Ende des Gebäudes.
Zwischen den Regalreihen waren immer wieder kleine Lichtkegel von Deckenlampen zu sehen, die an einigen Stellen flackernd die Dunkelheit durchbrachen. In der Luft lag der Geruch von Metall und Staub, vermischt mit einem Hauch von Öl. Er wusste, dass hier überall Wachen patrouillierten und jedes Geräusch ihn verraten konnte.
Als er um eine Ecke bog, hörte er das dumpfe Geräusch von Schritten. Er duckte sich hinter einer großen Holzkiste und spähte vorsichtig hinaus. Zwei Wachen kamen den Gang entlang, ihre Taschenlampen durchschnitten hell die Dunkelheit. Nitechore drückte sich an die Kiste, wartete, bis die Männer vorbeigegangen waren, und schlüpfte dann lautlos in den nächsten Gang.
Er griff nach seinem Handgelenkgerät und aktivierte die Wärmebildfunktion. Durch die Wände hindurch konnte er die Positionen der Wachen erkennen, die wie Geisterbilder vor ihm auftauchten. Er sah, dass zwei weitere Wachen den Bereich vor dem Büro bewachten.
Als er sich der Bürotür näherte, hörte er wieder Schritte, diesmal näher. Er drückte sich gegen die Wand und hielt den Atem an. Ein einzelner Wachmann kam direkt auf ihn zu. Mit einer schnellen Bewegung, kaum mehr als ein Flüstern in der Stille, zog Nitechore einen kleinen Bolzen aus seinem Gürtel. Geschickt warf er ihn und traf nur wenige Zentimeter vor dem Wächter die Wand. Ein leises Zischen ertönte, ein betäubendes Gas breitete sich aus und ließ den Wächter lautlos zu Boden sinken.
Schnell huschte Nitechore weiter und erreichte schließlich die Tür zum Büro. Es war klein, aber luxuriös eingerichtet. In der Mitte stand ein massiver Schreibtisch, der mit Papieren und einem Computerterminal bedeckt war. An den Wänden standen Regale voller Akten und Dokumente. Der Eindringling schloss die Tür hinter sich und aktivierte eine weitere Funktion seines Anzugs, die ihn für die Kameras unsichtbar machte.
Nitchore saß im Halbdunkel des Büros und starrte auf den Computerbildschirm. Unaufhaltsam flossen die Daten über den Monitor, eine Flut von Informationen, die er in Sekundenschnelle verarbeitete. Zahlreiche Dokumente und verschlüsselte Dateien hatte er bereits in den Speicher seines Anzugs geladen.
Er zog eine Schublade des Schreibtisches auf und fand darin weitere Dokumente, einige mit dem Stempel „Vertraulich“ versehen. Er blätterte durch die Papiere und stieß auf eine handschriftliche Notiz, die seine Neugier weckte. Darauf stand
„SumX: Testphase erfolgreich abgeschlossen. Wirkung und Nebenwirkungen noch unklar. Weitere Tests erforderlich. Mögliche Anwendungsgebiete: Unbekannt. Streng geheime Lagerung erforderlich.“
Sein Blick wanderte zu einer Reihe von Ordnern auf einem Regal neben dem Schreibtisch. Er zog einen heraus, der ebenfalls mit „SumX“ beschriftet war, und begann zu blättern. Fotos von Laboren, Versuchsaufbauten und Menschen, die offensichtlich als Versuchskaninchen dienten, waren auf den Seiten zu sehen. Es war beunruhigend, aber es war immer noch unklar, was genau mit diesem Medikament erreicht werden sollte. Sein Anzug nahm alles auf, was er mit seinen Augen im Anzug sehen konnte.
Plötzlich hörte er wieder Schritte vor der Tür. Die Wachen hatten die Halle durchsucht und suchten nun intensiver nach dem Eindringling. Er wusste, die Zeit drängte. Gerade als die Schritte näher kamen, zog er sich in einen Lüftungsschacht, sein Enterhaken half ihm, um lautlos und schnell zu verschwinden. Die Wachen betraten das Büro, aber er war bereits auf dem Weg in die Sicherheit der Dunkelheit.
Nitechore kroch durch die engen Schächte, die Dunkelheit umgab ihn wie ein schützender Mantel. Lautlos ließ er sich aus dem Lüftungsschacht in einen weniger bewachten Bereich des Lagers fallen. Die Lagerhalle war riesig, ein Labyrinth aus Frachtgütern und Industriemaschinen, die wie schlafende Riesen in der Dunkelheit lauerten. Sein Blick wanderte über die Regale, bis er einen besonders gesicherten Bereich erreichte. Mehrere Kameras überwachten den Bereich, und er sah die Wachleute in regelmäßigen Abständen patrouillieren. Geduldig wartete er auf den richtigen Moment, dann schoss er ein kleines Gerät aus seinem Handgelenk, das sich an die Kamera heftete, um sie zu hacken.
Er erreichte einen massiven Stahlkasten, der mit einem elektronischen Schloss gesichert war. Das Schloss schimmerte im schwachen Licht und zeigte eine Zahlentastatur und ein kleines Display.
Er kniete sich hin, ein Verbindungskabel kam aus seinem Anzug und wurde in das Display gesteckt. Sein Multifunktionsgerät begann sofort, die Verschlüsselung zu analysieren. Die Sekunden vergingen, während er darauf wartete, dass das Gerät seine Arbeit verrichtete.
Plötzlich hörte er wieder Schritte. Eine Wache näherte sich. Der Eindringling duckte sich tiefer in die Schatten und hielt den Atem an. Die Wache ging langsam vorbei, ihre Taschenlampe schnitt Lichtbögen durch die Dunkelheit. Der Eindringling rührte sich nicht, bis die Schritte verstummten.
Ein leises Klicken ertönte, als der Anzug endlich das Schloss knackte. Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Kiste und er warf einen kurzen Blick hinein. Mehrere Fläschchen mit einer durchsichtigen Flüssigkeit lagen darin. Jedes Fläschchen trug die Aufschrift „SumX“ und die Seriennummer 1924.
Als er sich umdrehen wollte, hörte er ein Geräusch hinter sich. Ein Wachmann hatte ihn entdeckt und richtete seine Waffe auf ihn. Ohne zu zögern, griff Nitechore nach seinem Handgelenkgerät und feuerte ein Betäubungsgewehr ab. Der Wachmann zuckte zusammen und sank bewusstlos zu Boden.
Nitechore hatte das Fläschchen mit SumX sicher in einem Fach in seiner Schuhsohle verstaut und wollte gerade das Lager verlassen, als er plötzlich das laute Heulen eines Alarms hörte. Scheinwerfer erhellten die Umgebung und überall waren hastige Schritte und Rufe zu hören. Er bewegte sich schnell und leise zwischen den Regalen, immer darauf bedacht, im Schatten zu bleiben.
Aber die Wachen waren gut ausgebildet und zahlreich. Er erreichte einen breiten Durchgang, der zu einem der großen Ausgangstore führte, als sich ihm plötzlich mehrere bewaffnete Männer in den Weg stellten. Ihre Augen funkelten entschlossen, ihre Waffen waren auf ihn gerichtet.
„Da ist er!“, rief einer der Männer und eröffnete sofort das Feuer.
Nitechore reagierte blitzschnell. Er schoss eine Rauchgranate zu Boden, die sofort eine dichte, undurchdringliche Wolke erzeugte. Im Schutz des Rauchs sprang er zur Seite und zog seine Enterhakenpistole. Mit einem präzisen Schuss befestigte er den Haken an einem der oberen Stahlträger und zog sich in die Höhe, gerade als die Kugeln durch den Rauch zischten.
Oben angekommen, hatte er eine bessere Position. Er konnte die Wachen unter sich sehen, die versuchten, ihn in der Rauchwolke ausfindig zu machen. Mit gezielten Bewegungen aktivierte er das Handgelenkgerät und feuerte ein Elektroschock-Projektil auf die Gruppe ab. Es traf einen der Männer, der zu Boden ging, während die anderen in Verwirrung gerieten.
Doch die Wachen gaben nicht auf. Zwei von ihnen kletterten bereits die Regale hoch, um zu ihm zu gelangen. Der Eindringling wusste, dass er schnell handeln musste. Er zog eine weitere Patrone, diesmal mit Betäubungswirkung, und feuerte sie ab. Die beiden kletternden Männer wurden sofort getroffen und fielen bewusstlos zu Boden.
Ein dritter Wachmann hatte sich von hinten angeschlichen und griff ihn nun mit einem Teleskopschlagstock an. Nitechore blockte den ersten Schlag mit dem Arm ab und spürte, wie die massive Metalloberfläche seines Anzugs den Aufprall absorbierte. Mit einer geschmeidigen Drehung wich er dem nächsten Schlag aus und konterte mit einem präzisen Tritt gegen das Knie des Angreifers. Der Mann stöhnte auf und stürzte zu Boden. Ein weiterer Wächter tauchte auf und schoss aus nächster Nähe. Der Nitechore rollte sich ab und warf eine kleine, explodierende Kugel, die eine grelle Licht- und Schallwelle erzeugte. Die Wache war für einen Moment geblendet und orientierungslos. Der Eindringling nutzte die Gelegenheit, sprang vor, entwaffnete ihn mit einer schnellen Bewegung und schlug ihn nieder.
Die beiden letzten Wachen zogen sich zurück, riefen aber Verstärkung. Der Eindringling wusste, dass er keine Zeit mehr zu verlieren hatte. Er aktivierte erneut seinen Enterhaken und zog sich an einen noch höheren Punkt des Lagers. Von dort aus konnte er durch ein Fenster nach draußen sehen.
Mit einem letzten, gezielten Schwung katapultierte er sich durch das Fenster, durchbrach das Glas und landete auf dem Dach des Nachbargebäudes. Von dort rannte er in die Dunkelheit des Hafengeländes, während hinter ihm die Wachen vergeblich versuchten, ihn zu verfolgen.
Er zog sich in eine schattige Ecke zurück und hockte sich hin, um die Lage neu zu bewerten. Er richtete sich auf und lauschte. Die Geräusche der Wachen, die ihn verfolgt hatten, entfernten sich langsam. Er wusste, dass er diesen Ort so schnell wie möglich verlassen musste, bevor die Sicherheitskräfte das gesamte Gelände durchsuchten. Mit einem letzten prüfenden Blick auf die Umgebung zog er seinen Enterhaken hervor und schleuderte ihn gegen die nächste Gebäudewand.
Mit einem kräftigen Schwung schwang er sich über die Dächer, weg von der unmittelbaren Gefahr. Geschickt und schnell bewegte er sich, sprang von Dach zu Dach und nutzte die Schatten der Nacht, um ungesehen zu bleiben. Saint Veronika bot mit seinen hohen Gebäuden und engen Gassen ideale Bedingungen.
Schließlich gelangte er in einen ruhigeren Teil der Stadt, weit weg vom Hafengebiet und den alarmierten Wachen. Er ließ sich in eine schmale Gasse gleiten und hielt inne, um die Umgebung zu scannen. Hier war die Luft weniger salzig und der Lärm des Hafens nur noch ein entferntes Rauschen.
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