Kapitel 13 - Heilung
Nathaniel nahm einen Schluck von seinem Tee und sah Caleb an. "Die letzten Tage waren ziemlich intensiv", begann er. "Takashi hat gesagt, dass die Drogenprobleme zunehmen, ohne dass sie es gestoppt kriegen."
Caleb nickte. "Ja, ich habe auch schon einiges darüber gehört. Es ist erschreckend, wie verbreitet und gefährlich sie geworden ist. Hast du etwas Neues herausgefunden?"
Nathaniel zückte sein holographisches Interface und zeigte Caleb die Karte von Blackchester, auf der die Orte markiert waren, an denen es Zwischenfälle mit den Roten gegeben hatte. "Siehst du. Ich habe die Hauptgebiete markiert, in denen die Droge aufgetaucht ist. Es sieht so aus, als würde sie sich hauptsächlich auf den Süden der Stadt konzentrieren."
Caleb runzelte die Stirn, während er die Karte studierte. "Interessant. Vielleicht gibt es dort eine Verbindung oder einen Hotspot, den wir untersuchen sollten. Hast du Takashi informiert?"
Nathaniel nickte. "Ja, er weiß Bescheid. Takashi sagt, sie sind noch dran, aber es geht frustrierend langsam voran."
"Vielleicht gibt es politische oder andere Motive, von denen wir nichts wissen", spekulierte Caleb. "Aber solange wir selbst ermitteln können, sollten wir das tun. Vielleicht können wir weitere Zeugen befragen oder Nachbarn, die in den betroffenen Gebieten wohnen.
Plötzlich betrat ein Mann das Repast, sein Gesicht war von einer Kapuze verdeckt. Er hielt ein Messer in der Hand und begann, wild gestikulierend, die Anwesenden zu bedrohen. Auf seiner Brust prangte ein großer roter Buchstabe A. Die Menschen im Raum gerieten in Panik, einige duckten sich, andere schrien vor Angst. "Wi....wi....wir brauchen Anarchie! Scheiß auf das System!" schrie der Mann. "Ihr seid wie ich!" Die anderen Besucher schauten ihn fassungslos an.
Nathaniel reagierte sofort. Er trat vor den Mann und hob beschwichtigend die Hände. "Hey, beruhige dich bitte", sagte er ruhig, während sein Herz wild klopfte. Jack hatte ihm einige Grundlagen der Selbstverteidigung beigebracht, aber dass er sie in einem solchen Moment anwenden musste, damit hatte er nicht gerechnet. Sein Boxtraining mit Malik war sehr hilfreich.
Aber der Mann schien außer Kontrolle zu sein. Plötzlich wandte er sich Nathaniel zu, das Messer blitzte gefährlich im Licht des Raumes. Nathaniel versuchte ruhig zu bleiben, doch bevor er reagieren konnte, spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Arm. Der Angreifer hatte ihn aufgeschlitzt. Nathaniel griff nach seinem Arm, Blut sickerte durch seine Finger.
In diesem Moment trat Jack aus dem Hintergrund. Mit entschlossener Miene richtete er das Gewehr, das er aus dem Büro geholt hatte, auf den Angreifer. "Leg das Messer weg und leg dich auf den Boden", forderte Jack mit fester Stimme.
Der Angreifer zögerte einen Moment, als er den Ausdruck in Jacks Augen sah. Dann warf er das Messer auf den Boden und ließ sich auf die Knie fallen. Jack näherte sich vorsichtig, das Gewehr immer noch im Anschlag. Er sicherte den Mann und rief um Hilfe.
Caleb öffnete seine Synect und verständigte sofort das BCPD. Die Wunde an Nathaniels Arm rückte in den Hintergrund. Wenige Minuten später kam Takashi mit einem Kollegen, um den Mann festzunehmen. Der Raum war inzwischen ruhig geworden und die anderen Gäste atmeten erleichtert auf, als die Polizei eintraf.
Takashi ging mit ruhiger Autorität auf den Verhafteten zu. Er und sein Partner durchsuchten ihn rasch und legten ihm Handschellen an. Der Mann sah verängstigt aus, als er abgeführt wurde, leistete aber keinen Widerstand.
Nathaniel saß immer noch auf der Bank und hielt sich den verletzten Arm, als Takashi auf ihn zukam. "Geht es dir gut, Nathaniel?" fragte Takashi besorgt.
Nathaniel nickte leicht. "Ja, danke, Takashi. Es ist nichts Ernstes, nur ein Kratzer."
Takashi nickte und drehte sich zu Jack um. "Danke, dass du so schnell reagiert hast, Jack. Ihr habt Schlimmeres verhindert."
Jack lächelte schwach. "Wir tun, was wir können, um die Sicherheit unserer Gemeinschaft zu gewährleisten."
Während der Mann abgeführt wurde, kehrten die anderen Gäste langsam zur Normalität zurück. Tasha kam zu Nathaniel und reichte ihm ein frisches Handtuch für seinen Arm. "Du hast wirklich Glück gehabt", sagte sie erleichtert.
Nathaniel nickte und bedankte sich. Dann wandte er sich Caleb zu, der in der Nähe stand. "Ich glaube, ich gehe nach oben und ruhe mich aus", sagte er leise. "Ich bin ziemlich müde."
Caleb nickte verständnisvoll. "Natürlich, Nate. Sag Bescheid, wenn du etwas brauchst."
Nathaniel setzte sich kurz in sein Zimmer, betrachtete seinen verletzten Arm und beschloss, den Verband zu wechseln. Das gedämpfte Licht der Lampe warf einen warmen Schein auf die Wände. Vorsichtig zog er den Verband vom Arm und betrachtete die Wunde genauer. Als er den Verband entfernte, bemerkte er etwas Seltsames:
Ein schwaches Leuchten umgab die Schnittstelle, und er spürte, wie sich die Ränder der Wunde langsam zusammenzogen. Nathaniel wurde unruhig. Das war definitiv nicht normal. Fasziniert betrachtete er die Stelle und fragte sich gleichzeitig, was das zu bedeuten hatte.
Er versuchte, sich zu beruhigen, während er die Veränderungen an seinem Arm beobachtete. Wie im Zeitraffer schien sich die Haut zu regenerieren. Ein Teil von ihm war fasziniert von der Möglichkeit einer so schnellen Heilung, aber ein anderer Teil war beunruhigt über das Unerklärliche dieser Situation. Er atmete unregelmäßig und wurde immer nervöser. Dann ging er in die Küche und holte das schärfste Messer, das er finden konnte. Er musste es ausprobieren, um zu sehen, was mit ihm los war. Er schnitt sich eine lange Wunde in den Arm.
Er beobachtete, wie sich die Wunde glänzend schloss, als plötzlich die Tür zu seinem Zimmer aufgerissen wurde. Caleb stürmte herein, atemlos und mit weit aufgerissenen Augen.
"Nate! Du wirst nicht glauben, was ..." Caleb blieb abrupt stehen, als er sah, was Nathaniel tat. Seine Augen wurden noch größer, als er das Leuchten und die sich schließende Wunde sah.
"Was zum Teufel?", murmelte Caleb ungläubig und trat näher, um besser sehen zu können. "Nate, was ist das?"
Nathaniel, überrascht von Calebs unerwartetem Auftauchen, versuchte ruhig zu bleiben. "Ich weiß es nicht, Caleb", antwortete er ehrlich. "Ich habe keine Ahnung, warum das passiert. Es ist einfach ... merkwürdig."
Caleb kniete sich neben ihn und sah sich die sich schließende Wunde genauer an. "Das ist unglaublich, Mann. Hast du irgendwelche neuen Medikamente genommen oder so? Etwas, von dem du mir nichts erzählt hast?"
Nathaniel schüttelte den Kopf. "Nichts in der Art. Es hat einfach angefangen, von selbst zu heilen, und ich habe keine Ahnung, warum. Es leuchtet sogar, siehst du das?"
Caleb nickte, sein Gesichtsausdruck wechselte von Ungläubigkeit zu Faszination. "Das ist nicht normal, Nate. Du solltest wirklich mit jemandem darüber reden. Vielleicht gibt es eine Erklärung, eine neue Heilmethode oder so etwas."
Nathaniel seufzte und ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken. "Ich weiß, aber ich will nicht, dass es an die große Glocke gehängt wird, bevor ich weiß, was es bedeutet. Stell dir vor, was die Leute sagen würden."
Nathaniel musste lachen, als Caleb eine Möglichkeit vorschlug. "Vielleicht bist du ein geheimer Superheld, ein Experiment, ein Alien, hast einen Fuchsgeist in dir oder so etwas", sagte Caleb mit einem breiten Grinsen. "Das würde jedenfalls einiges erklären."
Nathaniel schüttelte den Kopf und grinste. "Ein Superheld? Das wäre doch mal was. Aber nein, ich glaube nicht, dass ich einer bin. Und ein Experiment oder ein Alien? Da wüsste ich hoffentlich mehr."
Caleb setzte sich ebenfalls und verschränkte die Arme vor der Brust. "Na ja, man weiß ja nie. Vielleicht wurdest du entführt und hast es nur vergessen. Oder du hast irgendwelche Superkräfte, von denen du nichts weißt."
Nathaniel zog eine Augenbraue hoch. "Superkräfte? Wie in den alten Comics? Ich glaube nicht, dass ich plötzlich durch Wände gehen oder fliegen kann."
Caleb lachte. "Hey, träumen ist erlaubt. Aber ernsthaft, Nate, das ist keine Kleinigkeit. Du musst herausfinden, was das zu bedeuten hat. Es könnte gefährlich sein oder ... na ja, eine echte Gabe."
Nathaniel seufzte und betrachtete noch einmal die fast vollständig verheilte Wunde. "Ich weiß. Es ist nur ... Es macht mir Angst, Caleb. Was, wenn es etwas Schlimmes ist? Oder wenn jemand davon erfährt und mich für Experimente missbrauchen will?"
Caleb wurde ernst und legte Nathaniel eine Hand auf die Schulter. "Das wird nicht passieren. Wir werden es gemeinsam herausfinden, und niemand wird dich für Experimente missbrauchen. Du bist nicht allein, Nate."
Nathaniel nickte dankbar. "Danke, Caleb."
Caleb lächelte. "Das ist ein guter Plan. Und wer weiß, vielleicht findest du ja doch noch heraus, dass du ein Superheld bist."
Nathaniel lachte wieder und fühlte sich ein wenig erleichtert. "Ja, wer weiß. Aber bis dahin sollten wir das für uns behalten und versuchen, etwas Schlaf zu bekommen."
Caleb nickte und stand auf. "Gute Idee. Bis morgen, Nate."
"Bis morgen, Caleb", antwortete Nathaniel und legte sich auf sein Bett, während Caleb das Zimmer verließ. Die Gedanken an seine ungewöhnliche Heilung und die möglichen Erklärungen schwirrten ihm immer noch im Kopf herum, aber die Unterstützung seines Freundes beruhigte ihn.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen