Kapitel 2 - Große Fußstapfen

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Ein blonder, gut gebauter Mann in einem eleganten Anzug stieg aus dem Graveship, einem fliegenden Fahrzeug, das auf Gravitationstechnik basiert und auf dem in großen Lettern der Name Pretorius-Tech geschrieben stand.  Inzwischen haben Graveships alle Flugzeuge und Hubschrauber abgelöst, da sie sich problemlos frei bewegen und sogar bis in den Weltraum fliegen konnten. Der junge Mann atmete tief die frische, klare Luft des Flughafens von Saint Veronika ein. Neben ihm ging eine junge, schlanke Frau mit wachen, intelligenten Augen und blondem, streng hochgestecktem Haar. "Mr. Palmer, ich begrüße Sie", lächelte er sie an. "Danke, Miss Warren." 

"Sind Sie sicher, dass Sie bereit sind, Erik zu treffen? Sie könnten sich noch etwas ausruhen", fragte die junge Frau. 
"Ja, Miss Warren. Ich bin mir ganz sicher. Ich war seit zehn Jahren nicht mehr in Saint Veronika und würde gerne wissen, wie es im Hauptquartier von Pretorius-Tech aussieht."

Saint Veronika war eine kosmopolitische Stadt an der Ostküste der United Lands. Mit rund 8,8 Millionen Einwohnern war sie die bevölkerungsreichste Stadt des Landes.
Die Stadt galt als eines der wichtigsten Zentren der internationalen Diplomatie. Saint Veronika war eine der wenigen Städte der Welt, die Sitz einer der wichtigsten internationalen Organisationen war, ohne Hauptstadt eines Landes zu sein.
Der private Flugplatz auf dem Gelände des Eastside Airport war riesig. „Erik Schmidt hat den Konzern gut geführt“, begann Miss Warren, als sie über das Rollfeld gingen. „Er hat neue Projekte angestoßen und den Umsatz gesteigert. Im Moment setzt er alles auf die Androidentechnologie.“
Herr Palmer nickte nachdenklich. „Erik war schon immer ein kluger Kopf. Er war ein guter Freund meines Vaters.“
„Ja“, fuhr Miss Warren fort, „aber er wusste, dass er nur eine Übergangslösung war. Die Mitarbeiter warten gespannt auf Ihre Führung und er freut sich darauf, Sie in das Familienunternehmen einzuführen. Pretorius-Tech war einer der Gründe, warum Palmer finanziell gut dastand. Seine verstorbenen Eltern hatten ihm viel Geld hinterlassen. 
„Wie ist die Stimmung im Unternehmen?“, fragte Palmer und ließ seinen Blick über die Gebäude des Flughafens schweifen.
„Gemischt“, antwortete Miss Warren ehrlich. „Die technischen Innovationen sind in den letzten Jahren etwas auf der Strecke geblieben.“ Sie blickte auf das wartende Taxi und deutete mit der Hand darauf. Sie gingen auf das Taxi zu und stiegen ein.
Die Tür des Taxis schloss sich leise und die Fahrt begann. Herr Palmer lehnte sich zurück und schaute aus dem Fenster. "Miss Warren, lassen wir den Unsinn. Nennen Sie mich einfach Samuel. Sie werden als meine Assistentin bei mir wohnen. Darf ich Sie Evelyn nennen?" Er lächelte sie freundlich an. 
"Aber ja, Herr Pal ... Samuel natürlich." Sie warf einen verstohlenen Blick auf den Boden des Taxis. "Danke, Samuel."
Samuel wirkte verwirrt. "Wofür bedankst du dich?"
"Mein früherer Arbeitgeber war jünger als ich und hat mit allen Mitteln versucht, sich von mir fernzuhalten. Das ist nicht schön." 
Samuel schaut wieder aus dem Fenster. "Das ist nicht mein Stil."

Als das Taxi vor dem prächtigen Hauptsitz von Pretorius-Tech hielt, konnte Samuel bereits das geschäftige Treiben der Mitarbeiter beobachten. Das Gebäude selbst war ein architektonisches Meisterwerk, das den Geist des Unternehmens verkörperte. Mit mehr als 100 Stockwerken ragte es majestätisch in den Himmel über Saint Veronika. Die Fassade bestand aus einer Kombination von glänzendem Glas und poliertem Metall, das im Licht der untergehenden Sonne funkelte. Verschiedene holografische Projektionen an der Außenseite des Gebäudes zeigten die neuesten Produkte und Errungenschaften von Pretorius-Tech. Es waren nur neue Updates für alte Produkte.
Evelyn stieg als Erste aus und hielt Samuel die Tür auf. Mit einem kurzen, entschlossenen Nicken stieg er aus. „Samuel, Herr Schmidt möchte Sie vor der Feier sprechen“, sagte eine Empfangsdame und deutete auf den Eingang des Gebäudes. "Danke, aber ich habe darum gebeten." Samuel grüßte freundlich und ging hinein.

Sie betraten die Eingangshalle. Holografische Displays begrüßten die Besucher mit personalisierten Botschaften und zeigten aktuelle Unternehmensnachrichten sowie interaktive Karten des Gebäudes. Der Boden war aus poliertem Marmor, der in verschiedenen Lichtfarben schimmerte, und die Wände waren mit künstlerischen Darstellungen historischer Meilensteine von Pretorius-Tech geschmückt. Eine elegant geschwungene Treppe führte in die oberen Stockwerke.
Evelyn führte Samuel durch den gläsernen Korridor, der zu den Büros der Geschäftsleitung führte. Der Flur war von transparenten Wänden gesäumt, die den Blick in die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens freigaben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiteten an Schreibtischen und interaktiven Bildschirmen. Roboterassistenten in Form von Stützarmen und Plattformen bewegten sich lautlos durch die Räume, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterstützen.
Schließlich erreichten sie den Konferenzraum, in dem Erik Schmidt auf sie wartete. Der Raum war funktional eingerichtet, mit einer großen Fensterfront, die einen atemberaubenden Blick auf die Skyline von Saint Veronica bot. Ein großer ovaler Tisch aus dunklem Holz dominierte den Raum, umgeben von bequemen Ledersesseln. An der Wand hing ein riesiger Bildschirm, auf dem die neuesten Geschäftszahlen und Diagramme zu sehen waren.
Erik, ein Mann Ende fünfzig mit grauem Haar und markanten Gesichtszügen, erhob sich, als Samuel den Raum betrat. „Samuel, schön, dich wiederzusehen“, begrüßte er ihn herzlich und reichte ihm die Hand.

„Erik, danke, dass du dir Zeit für mich nimmst“, erwiderte Samuel und drückte Eriks Hand fest.
„Setzen wir uns“, schlug Erik vor und deutete auf die bequemen Stühle am Konferenztisch.
"Wie war es, Sam?" Erik lehnte sich zurück. Samuel setzte sich und Evelyn nahm neben ihm Platz.
"Ja. Wo soll ich anfangen?" Samuel drehte sich zu Evelyn um und lächelte sie kurz an. "Zuerst war ich in Monteiro, wo Pretorius-Tech viel über die Flora und Fauna der südlichen Vereinigten Republik forscht. Mega interessant. Da habe ich Capoeira ausprobiert." Erik warf Samuel nur einen anerkennenden Blick zu. "Ja, ehrlich gesagt habe ich viel Sport gemacht, bin gewandert und so. Dann bin ich mit dem Segelboot nach Afran gesegelt und habe unsere Außenstelle in Mahan besucht. Adaja und Sinan Allaoui sind sehr gute Wissenschaftler. Mahan ist wirklich eine unterirdische Stadt. Gespeist von Solarkraftwerken in der Wüste Afran, die über ein Energiegel wie ein Wurzelgeflecht in die Stadt geleitet werden. Wir haben an Drohnen gearbeitet, die sich die Energie aus diesen Leitungen vom Vigorgel holen, indem sie in der Nähe herumfliegen. Die Drohnen haben die Logistik wesentlich verbessert. Dann kam der asiatische Raum. Ja, vieles hat unter dem Dritten Weltkrieg gelitten. Es gab nur noch wenige Dörfer und Siedlungen. Das war schon traurig anzusehen. Über Veligradon in Novoslavia bin ich dann ins Kingdom gekommen. Ich war im Norden in Björvika und zuletzt in Viktoria. Viktoria sieht aus, als hätte man die heutige Technik mit der alten Dampftechnik kombiniert. Die benutzen auch Energiegel, wirklich faszinierend". 


"Wahnsinn, dass du in den zehn Jahren so viel gesehen und erlebt hast. Dass du jetzt hierher kommst und Initiative zeigst, das habe ich mir erhofft." Erik stand auf und blickte über die Stadt. „Es gibt ein paar Dinge, die du wissen solltest, bevor du die volle Verantwortung übernimmst. Wir haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, aber es gab auch Herausforderungen. Ich würde es eher Probleme nennen.“
„Erzähl mir mehr“, forderte Samuel ihn auf.
„Einige unserer wichtigsten Projekte befinden sich an einem kritischen Punkt. Die Entwicklung der Custodians ist ins Stocken geraten. Die K.I. macht immer noch Probleme. Es ist kein gutes Zeichen, dass ein Projekt, das dein Vater ins Leben gerufen hat, immer noch nicht abgeschlossen ist. Ich habe dir einen der ersten Custodians mit nach Hause gebracht, vielleicht hilft dir dein neu erworbenes Wissen weiter. Der Verkauf läuft ziemlich schleppend. Nur die neuen Versionen der Synects laufen super“, erklärte Erik.
Samuel nickte nachdenklich. „Das war zu erwarten. Wichtig ist, dass wir die neuen Synect-Versionen mit Bedacht einführen. Wir müssen erfolgreich sein.“
„Genau“, bestätigte Erik. „Wir müssen sicherstellen, dass unsere Technologien nicht nur profitabel, sondern auch verantwortungsvoll sind.“
„Das ist mir klar“, sagte Samuel entschlossen. "Dann werde ich mir den Custodian in den nächsten Tagen mal genauer ansehen. Vielleicht ist die Erfahrung meiner kleinen Tour ja wirklich von Nutzen." Samuel lächelte. "Danke Erik, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich werde mich dann mal auf den Weg machen, damit ich bis zum Beginn der Willkommensfeier alles erledigt habe."
Erik stand auf und streckte Samuel noch einmal die Hand entgegen. „Willkommen zurück.“
Samuel nahm seine Hand und lächelte. „Ja, das werden wir. Aber vorher möchte ich mich noch ein wenig umsehen und mit ein paar Mitarbeitern sprechen.“
„Natürlich“, sagte Erik. „Evelyn wird dich begleiten.“
„Danke, Erik. Bis später“, verabschiedete sich Samuel.
Erik nickte und verließ den Raum. Samuel drehte sich zu Evelyn um, die geduldig gewartet hatte. „Bereit?“, fragte er.
„Immer“, antwortete sie lächelnd.

Samuel unterhielt sich mit den Mitarbeitern der Abteilungen Forschung, Controlling und Personal und lernte sie so gut kennen, wie es in der kurzen Zeit möglich war. Anschließend fuhren sie zu Eriks Penthouse, wo die Willkommensparty stattfand. Das Penthouse erstreckte sich über die beiden obersten Stockwerke des höchsten Gebäudes der Stadt und zeichnete sich durch raumhohe Fenster aus, die einen atemberaubenden Panoramablick auf die Skyline boten. Diese Fenster waren mit intelligenter Glastechnologie ausgestattet, die sich automatisch verdunkelte, um den Lichteinfall zu regulieren und die Privatsphäre zu wahren, ohne die spektakuläre Aussicht zu beeinträchtigen. Die Einrichtung war modern und elegant, mit klaren Linien und hochwertigen Materialien wie Marmor, poliertem Stahl und exotischen Hölzern.


Der Hauptwohnbereich war offen gestaltet und mit geschmackvollen Möbeln in neutralen Farbtönen ausgestattet, die durch farbenfrohe Kunstwerke und Skulpturen akzentuiert wurden. Ein großer, von beiden Seiten einsehbarer Kamin trennte den Wohn- vom Essbereich und verlieh dem Raum eine warme, einladende Atmosphäre. Die Decken waren mit einer dezenten LED-Beleuchtung ausgestattet, die je nach Tageszeit und Stimmung verändert werden konnte.
Die Terrasse, auf der Samuel stand, war großzügig bemessen und bot verschiedene Sitzbereiche, die durch Feuerstellen und beheizte Loungemöbel ergänzt wurden. Eine Glasbalustrade sorgte dafür, dass nichts den spektakulären Blick auf die Stadt versperrte. In einer Ecke der Terrasse befand sich ein Pool, dessen Wasser scheinbar nahtlos in die Skyline von Saint Veronika überging.
Die Feierlichkeiten zu Ehren von Samuels Rückkehr hatten bereits begonnen. Die Reichen und Mächtigen der Vereinigten Republik waren anwesend, gekleidet in exquisite, modische Roben. Champagner floss in Strömen, leise Musik untermalte das Stimmengewirr der Gäste. Überall im Penthouse standen Kellner bereit, um den Gästen Drinks und Canapés zu servieren, während DJs die Musik auflegten und für die perfekte Atmosphäre sorgten.
Samuel genoss die kühle Winterluft auf der Terrasse und betrachtete die glitzernden Lichter der Stadt. 
Evelyn kam zu ihm und reichte ihm ein Glas Champagner. „Erik ist erfolgreich, nicht wahr? Drinnen vermisst man dich“, sagte sie leise.
Samuel nahm das Glas und nickte. „Ja, ich bin bereit. Es ist Zeit, mich zu zeigen."
Gemeinsam betraten sie den großen Saal, in dem Erik Schmidt gerade eine Rede hielt. Als Erik Samuel und Evelyn sah, lächelte er und hob sein Glas. „Meine Damen und Herren, es ist mir eine Ehre, Ihnen Samuel Palmer vorzustellen, den Erben von Pretorius-Tech und einen Mann, der bereit ist, die Zukunft unseres Unternehmens zu gestalten!“
Applaus brandete auf, als Samuel nach vorne trat. Er erhob sein Glas und wartete, bis sich die Menge beruhigt hatte. „Danke, Erik. Und danke, dass Sie alle heute Abend hier sind. Ich bin dankbar für die Unterstützung, die Sie meinem Vater und unserem Unternehmen in all den Jahren gegeben haben. Jetzt, da ich zurück bin, freue ich mich darauf, Pretorius-Tech gemeinsam mit Ihnen in eine neue Ära zu führen.“
Es folgte weiterer Applaus und die Gäste drängten sich, um Samuel zu gratulieren und mit ihm zu sprechen. Evelyn blieb an seiner Seite und sorgte dafür, dass er sich durch die Menge bewegen und wichtige Kontakte knüpfen konnte.
„Herr Palmer, ich freue mich, Sie endlich kennen zu lernen“, sagte eine elegante Frau mit silbernem Haar und einem strahlenden Lächeln. „Ihr Vater war ein Visionär, und ich bin sicher, Sie werden in seine Fußstapfen treten.“
„Danke, Mrs. Thorne“, erwiderte Samuel höflich. "Ich hoffe, ich kann die hohen Erwartungen erfüllen.
Im Laufe des Abends führte Evelyn Samuel zu verschiedenen einflussreichen Persönlichkeiten, von Politikern bis hin zu Technologieführern. Jeder wollte einen Moment mit dem neuen Chef von Pretorius-Tech verbringen.
Gegen Mitternacht kam Erik wieder auf Samuel und Evelyn zu. „Wie fühlst du dich?“, fragte er lächelnd.
„Es ist überwältigend, aber im positiven Sinne“, antwortete Samuel. „Es ist beeindruckend, wie viele Leute hier sind.“
Erik nickte. „Wir ... Ich meine, du bist sehr erfolgreich.“
Samuel hob sein Glas und stieß mit Erik an. „Auf das Wir!“
„Auf das Wir!“, wiederholte Erik, und ihre Gläser klirrten leise.

Samuel stand in einer Gruppe von Gästen und lauschte den Gesprächen, als er Alfred Watergilb, den Bürgermeister von Saint Veronika, mit seiner Familie auf sich zukommen sah. Die Menge teilte sich respektvoll, um dem Bürgermeister und seinem Gefolge Platz zu machen. Alfred war ein Mann von stattlicher Statur, mit grauem Haar und einem freundlichen, aber entschlossenen Gesichtsausdruck. Er trug einen perfekt sitzenden Anzug.
„Samuel Palmer“, rief Alfred und streckte ihm die Hand entgegen. „Es ist mir eine Ehre, Sie wieder in Saint Veronika begrüßen zu dürfen.“
Samuel nahm die Hand des Bürgermeisters und lächelte. „Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Bürgermeister Watergilb. Ich freue mich, Sie und Ihre Familie kennen zu lernen.“
Alfred stellte seine Familie vor. „Das ist meine Frau Eleanor und unsere Töchter Ava und Maila.“
Neben ihm ging seine Frau Eleanor, eine elegante Frau mittleren Alters, die mit ihrem eleganten Kleid und ihrer vornehmen Haltung sofort alle Blicke auf sich zog. Sie strahlte Anmut und Ruhe aus, was ihre Rolle als First Lady von Saint Veronika nur noch unterstrich.
Die beiden Töchter des Bürgermeisters folgten ihren Eltern. Ava, die Jüngere, war kaum zu übersehen. Mit ihren kurzen blonden Haaren und ihrer wilden, lebhaften Ausstrahlung zog sie alle Blicke auf sich. Sie trug ein modisches, auffälliges und aufreizendes Kleid.
Maila, die ältere Tochter, unterschied sich deutlich von ihrer Schwester. Sie trug ihre dunkelbraunen Haare zu einem eleganten Zopf gebunden. Ihr Kleid war klassisch und zurückhaltend. 
„Ich freue mich, Sie kennen zu lernen“, sagte Samuel höflich und schüttelte jedem die Hand.
Hinter der Familie Watergilb standen zwei Sicherheitsbeamte, die sich auffallend ähnelten. Der ältere war offensichtlich der Vater des jüngeren. Beide waren von kräftiger, athletischer Statur und trugen schlichte, aber funktionelle Anzüge, die ihre Bewegungsfreiheit nicht einschränkten.
Eleanor lächelte herzlich. „Wir freuen uns, dass Sie wieder da sind. Edmond war ein enger Freund unserer Familie, und wir hoffen, dass diese Verbindung bestehen bleibt.
Samuel nickte. „Das hoffe ich auch. Ich werde alles tun, um das Vermächtnis meines Vaters in Ehren zu halten.
"Maila, jetzt kannst du dich nicht mehr beschweren, dass es in dieser riesigen Stadt keine Heiratsmöglichkeiten gibt", warf Alfred ein. "Papa! Ich bin erst einundzwanzig." "Herr Watergilb, ich bin vierzehn Jahre älter. Wir wollen doch kein Ungleichgewicht", erwiderte Samuel.
Alfred prostete Samuel zu. „Auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und eine gute Zukunft“, lachte er.
„Auf die Zukunft“, stimmte Samuel zu und stieß mit seinem Glas an.
Evelyn trat an Samuels Seite und flüsterte ihm zu: „Samuel, da sind noch ein paar Gäste, die Sie kennen lernen sollten“.
„Natürlich“, antwortete Samuel und wandte sich wieder den Watergilbs zu. „Es war mir ein Vergnügen, Sie alle kennen zu lernen. Ich freue mich darauf, bald mehr Zeit mit Ihnen zu verbringen.“
„Gleichfalls“, sagte Alfred und klopfte Samuel freundschaftlich auf die Schulter.


In der stillen Nacht von Saint Veronika fuhren Samuel und Evelyn in einem eleganten, leise summenden Elektrotaxi durch die engen, historischen Straßen der Stadt. Die Wolkenkratzer, die sie tagsüber umgeben hatten, wichen langsam alten, ehrwürdigen Gebäuden. "Das habe ich wirklich nicht vermisst", sagte Samuel in die Stille hinein. "Ehrlich gesagt, kann ich das verstehen", antwortete Evelyn. "Ich kann mich nicht mein ganzes Leben lang verstecken", sagte er mit einem leichten Lächeln. "Sie haben alle Möglichkeiten", sagte Evelyn mit ruhiger Stimme. "Er nahm einen Schluck von dem Gin, den er im Taxi getrunken hatte. Evelyn verstummte.
Schließlich hielt das Taxi vor einem großen, imposanten Herrenhaus. Samuel stieg aus und betrachtete das imposante Gebäude, das er seit zehn Jahren nicht mehr betreten hatte. Es war ein herrschaftliches Anwesen, das von einem hohen schmiedeeisernen Zaun umgeben war. Der Garten davor war überwuchert, die einst gepflegten Blumenbeete und Rasenflächen hatte sich die Natur zurückerobert. 
Evelyn öffnete das schwere Eisentor mit einem leisen Quietschen und folgte Samuel den gewundenen Weg hinauf zur Eingangstür. Die mächtige Tür war aus dunklem Eichenholz gefertigt und mit kunstvollen Schnitzereien verziert. Samuel atmete tief durch und drehte langsam den alten Schlüssel im Schloss. Die Tür schwang auf und gab den Blick ins Innere des Hauses frei.
Sie traten ein und sofort umgab sie der Geruch von Staub. Die Möbel und alles andere im Haus waren mit weißen Tüchern verhüllt, die im diffusen Mondlicht, das durch die hohen Fenster fiel, wie Gespenster wirkten. Samuel hielt einen Moment inne, um den Anblick auf sich wirken zu lassen. Die weiten Räume, die hohen Decken, die prunkvollen Kronleuchter - alles erinnerte ihn an eine längst vergangene Zeit.
„Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben“, murmelte er leise.
Evelyn nickte. „Es ist wunderschön, sogar unter den Tüchern. Man spürt förmlich den alten Glanz und die Geschichte.“
Samuel ging weiter in den Salon, wo ein riesiger Kamin von einem kunstvoll geschnitzten Kaminsims dominiert wurde. Er zog das Tuch von einem Sessel und ließ sich langsam nieder. Evelyn folgte ihm und setzte sich vorsichtig auf eines der anderen Möbelstücke.
„Ich kann kaum glauben, dass ich wieder hier bin“, sagte Samuel nachdenklich. „Zehn Jahre ... es ist wie ein anderes Leben.“
Evelyn lächelte verständnisvoll. „Es ist dein Zuhause, Samuel. Und jetzt hast du die Chance, es mit neuem Leben zu füllen.“
„Ja, das habe ich“, stimmte er zu. „Es wird viel Arbeit sein, aber ich glaube, es lohnt sich.“
Samuel und Evelyn standen zusammen in der Eingangshalle des großen Herrenhauses, umgeben von staubbedeckten Möbeln und unter Tüchern verborgenen Erinnerungen. Das Haus war groß genug für sie beide. 
„Hier ist mehr als genug Platz für uns beide“, sagte Samuel und sah sich in der großen Halle um. „Ich bin froh, dass du dich entschlossen hast, hier einzuziehen. Es wird viel einfacher sein, alles zu organisieren, wenn du in der Nähe bist.“
Evelyn lächelte. „Es ist mir eine Ehre, hier zu sein, Samuel. Soll ich morgen anfangen, alles einzurichten?“
"Warte. Ich lasse es dich wissen. Fürs Erste reichen die Zimmer, die wir brauchen. Aber ich richte mir mein Zimmer selbst ein."
Evelyn suchte sich ein Zimmer etwas abseits des Hauptschlafzimmers aus und begann, die Tücher von den Möbeln zu ziehen, um einen ersten Eindruck von ihrem neuen Zuhause zu bekommen.
„Ich kann mir vorstellen, dass das alles überwältigend ist“, sagte Evelyn, als sie gemeinsam ein weiteres Zimmer betraten.
Samuel nickte. „Ja, das ist es. Aber gleichzeitig fühlt es sich richtig an. Ich habe diese zehn Jahre gebraucht, um bereit zu sein für ....“.


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